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Dienstag, 12.11.2019

Schneefrei

Vor und nach dem außergewöhnlichen Lawinenereignis: die Bilder wurden mit nur einem Tag Abstand aufgenommen. Fotos: Greenland Ecosystem Monitoring

Vor und nach dem außergewöhnlichen Lawinenereignis: die Bilder wurden mit nur einem Tag Abstand aufgenommen. Fotos: Greenland Ecosystem Monitoring

Außergewöhnliches Lawinenereignis erschloss neue ökologische Zusammenhänge

Just eine gescheiterte Messung hat Jakob Abermann, Glaziologe und Gebirgshydrologe an der Universität Graz, eine Reihe neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse beschert. Er war mit seinem Team unterwegs, um die Schneedecke in Grönland zu vermessen. Ein unerwarteter Warmwettereinbruch brachte über Nacht nahezu die gesamte weiße Pracht zum Schmelzen – aber ein neues Phänomen ans Licht: „Ich habe auf dem Gelände unzählige Reste von Lawinenabgängen entdeckt“, berichtet Abermann. „Und das auf sehr flachen Hängen, wo wir sie in der Menge nicht vermutet hätten.“
Die ForscherInnen konnten auf hoch aufgelöste Satellitenbilder sowie ein flächendeckendes Monitoring wesentlicher Klima-, Boden- und Abflussdaten zurückgreifen, um die außergewöhnliche Beobachtung näher zu untersuchen. „Tatsächlich gingen innerhalb kürzester Zeit auf einem Gebiet von der Fläche Tirols mehr als 800 Lawinen ab“, schildert Abermann. „Die gefundenen Spuren waren also Teil eines größeren Ereignisses, vermutlich sogar eines der größten bisher beschriebenen.“
Dank des lückenlosen Datenmaterials konnte das Team die Witterungsverhältnisse, Luft- und Bodentemperaturen, Luftfeuchtigkeit, Schneeverteilung sowie andere Parameter analysieren und die Gründe für die rätselhaften Lawinenabgänge eruieren. „Einer davon war der extrem schnelle Anstieg der Lufttemperatur, dazu kam die große Regenmenge, die auf den Schnee fiel“, schildert der Meteorologe. Der gefrorene Boden bildete schließlich eine perfekte Gleitfläche.

Durch die Analysen haben die WissenschafterInnen neue Einblicke in hoch komplexe Wechselwirkungen zwischen Atmosphäre und Schneebedeckung unter Extremereignissen erhalten. „Gerade die Arktis ist eine für den Klimawandel besonders empfindliche Region“, unterstreicht Abermann. „Durch die globale Erwärmung wird es häufiger vorkommen, dass größere Regenmengen auf die Winterschneedecke fallen, was dann zu ähnlichen großskaligen Lawinenereignissen führen kann, die nicht zuletzt sowohl Infrastruktur als auch das Ökosystem beeinflussen können“, weiß der Forscher.
Die Erkenntnisse wurden im Fachmagazin „Natural Hazards“ veröffentlicht:
Jakob Abermann, Markus Eckerstorfer, Eirik Malnes, Birger Ulf Hansen, „A large wet snow avalanche cycle in West Greenland quantified using remote sensing and in situ observations“, Natural Hazards (2019) 97:517–534
 

 

 

Erstellt von Dagmar Eklaude

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